Vor einiger Zeit haben wir mit unserer Tochter einen ADS-Test durchlaufen. Das Ende des Tests war, dass ihr IQ sich im Normalbereich befindet. Also kein ADS im klassischen Bereich. Das man ein „ja“ oder „nein“ von einem IQ-Test abhängig macht, war mir bisher garnicht bewusst. Gehört da nicht mehr dazu, als nur den IQ eines Kindes zu testen? Es scheint aber ein ganz normales Prozedere zu sein und nur weil ihr IQ im Normbereich liegt heißt das nicht, dass nicht doch eine Form der ADS bei ihr vorliegt. Am Ende unseres Termins hat der Kinderpsychologe uns Unterlagen vom „Träumerchen“ mitgegeben. Doch was genau ist jetzt wieder ein „Träumerchen“ und ist das eine Krankheit?
Das Träumerchen statt Zappelinchen – ADS ohne Hyperaktivität
Die meisten verbinden ADS sofort mit zappeligen Kindern die weder still sitzen, noch aufpassen können und nicht selten aggressives Verhalten an den Tag legen. Es gibt aber noch eine andere Form der ADS, das sogenannte Träumerchen oder auch ADS ohne Hyperaktivität (Erklärung). Eine Form der ADS Erkrankung, die leider meist erst sehr später oder oft auch garnicht diagnostiziert wird. Träumerchen Kinder sind sehr leicht ablenkbar und vergessen sich ständig bzw. beginnen zu träumen. Hier einige der Symptome im Überblick:
Symptome ADS ohne Hyperaktivität (Träumerchen)
- unkonzentriert
- vergesslich
- schnell ablenkbar
- gedanklich schnell woanders
- träumt viel
- regt sich schnell auf
- fühlt sich oft missverstanden
- langsames Arbeitstempo
- viele Fehler im Diktat
Träumerchen Kinder sind oft sehr introvertiert und haben meist frühzeitig psychosomatische Probleme aufgrund ungelöster Konflikte. Diese wiederum erzeugen negativen Dauerstress und das Träumerchen Kind müsste ein Höchstmaß an Konzentration aufbringen, um etwas zu fokussieren bzw. längere Zeit bei der Sache zu bleiben. Struktur und Ordnung sind hier Fehlanzeige, da die Entwicklung im Gehirn erschwert und verzögert abläuft. Unsere Tochter reagiert auf diesen Dauerstress oft mit nervösen Tics wie z.B. einem Räuspern oder Augenzucken.
Konzentration & Ablenkbarkeit
Der Kinderpsychologe hat zwar eine IQ im Normbereich diagnostiziert, aber trotzdem Defizite bei unserer Tochter festgestellt. Vorallem im schulischen Bereich. Unsere Tochter lässt sich extrem leicht ablenken und träumt den ganzen Tag immer wieder in der Gegend herum. Bei den Hausaufgaben lässt sie sich auch von jedem kleinsten Geräusch sofort aus der Bahn werfen oder träumt in den Büchern herum. Bei täglich wiederkehrenden Dingen wie z.B. Anziehen, Zähne putzen etc. muss ich sie auch immer wieder daran erinnern, doch mal langsam anzufangen bzw. weiter zu machen.
Kreativ geht´s besser
Sie ist ein sehr kreatives Kind und liebt Musik! Sobald sie malt oder Musik hört ist sie glücklich und kann sich auch konzentrieren. Geometrie fällt ihr z.B. ganz leicht, das Plus- oder Minusrechnen ist jedoch ein Kampf. Sobald es kreativ zugeht, steigt auch ihre Leistungsbereitschaft und ihr Interesse an den Aufgaben.
Was jetzt? Ritalin? Nein!
Da wir nur ungern zu einer medikamentösen Behandlung greifen würden, sprich Ritalin bzw. einen ähnlichen Wirkstoff verabreichen möchten, haben wir uns nach Alternativen umgesehen. Sie geht 1 x wöchentlich zu einer Kinderpsychologin, die mit ihr an der Konzentration bzw. ihrem Allgemeinbefinden arbeitet. Das tut ihr gut und sie geht sehr gerne dort hin. Ritalin ist bei uns noch lange nicht in Sicht, wir möchten es versuchen auch ohne Ritalin in den Griff zu bekommen.
Omega 3 kann helfen!
Jetzt habe ich gelesen, dass Omega 3 ein Helfer für solche Kinder sein kann. Wir haben uns also zunächst für ein „harmloses“ Medikament bzw. ein Nahrungsergänzungsmittel entschieden. Es beinhaltet neben dem Omega 3 noch einige andere Wirkstoffe, die Konzentration und Wohlbefinden steigern bzw. erhöhen sollen. Es haben schon viele gute Erfahrungen damit gemacht und da wir hier nichts falsch mit machen können, wagen wir den Versuch. Dieses „Medikament“ bezahlt man allerdings selbst, es wird nicht vom Arzt verschrieben.
Ich habe es gestern erst bestellt, deswegen kann ich euch dazu noch nichts sagen. Sobald wir es aber über einen längeren Zeitraum nutzen, werde ich euch über den Stand der Dinge informieren ☺ Update: Hier findet Ihr meinen Bericht zu Omega 3 gegen ADS .
Christiane
24. Januar 2017 at 17:46Ein sehr interessantes Thema. Mir war nicht bewusst, dass man hier zwischen den beiden Formen unterscheidet. Liebe Grüße, Christiane
Sarah Lojewski
24. Januar 2017 at 20:54Wieder mal ein Herzensthema von mir auf deinem Blog. Ich finde es toll, dass du das Thema ansprichst. Aber noch besser finde ich, wie du damit umgehst. Eltern und auch Lehrer neigen oft dazu diese Kinder, egal ob mit oder ohne Hyperaktivität, zu stigmatisieren. Toll dass du es schaffst nicht die Defizite sondern die tollen Fähigkeiten deiner Tochter hervorzuheben und sie sogar zu ihrem Vorteil förderst. Du machst das toll, liebe Daniela <3
Liebe Grüße, Sarah
Mihaela
24. Januar 2017 at 21:06Liebe Daniela, ein sehr spannendes Thema! Danke für diesen ausführlichen Beitrag! Wo habt ihr eigentlich den ADS-Test gemacht?
Liebe Grüße,
Mihaela
Daniela
26. Januar 2017 at 13:45Liebe Mihaela,
wir haben den Test bei Dr. Wolf in Köln gemacht, ein sehr netter Arzt und sie testen auch Dyskalkulie und Lese-Rechtschreib-Schwäche.
LG Daniela
mihaela
26. Januar 2017 at 14:46alles klar! Danke für die Info 🙂
Alina
25. Januar 2017 at 22:23Wichtiges Thema, dass mich auch sehr beschäftigt, denn ich denke – ADHS gibt es nicht in dieser Form wie wir sie bezeichnen. Sprich Krankheit. Es ist ähnlich wie das sogenannte Bourn Out. Neumodische Krankheitsbilder. Ich finde es wichtig zu schauen, was braucht der jenige. So wie du es auch tust und um gottes willen keine Medikamente.
Toller Umgang mit diesem Thema, finde ich echt toll!
Deine Alina
JesS von feierSun.de
26. Januar 2017 at 09:23Als mein Psychologe mir – ja als Erwachsene – ADS bescheinigte war ich erst total erschrocken. Ich bin manchmal etwas unruhig und kann schlecht in den Schlaf finden. Bis ich mich angefangen habe zu belesen. Und irgendwann waren die Schuppen vor den Augen weg. Also noch eine Diagnose dachte ich und nun? Nix und nun, ich lebe damit und kann es einfach besser verstehen.
Also Weiterleben und ggf. fordern oder fördern. Aus mir ist auch etwas geworden und DANKE das Du das Thema beschreibst. Ich kannte es 30 Jahre lange nicht, denn ich wuchs 13 Jahre lang mit einem ADHS Bruder auf mit allen Aggressivitäten und allem was dazugehört. Da war ich so komplett anders und niemand hat auch nur einen Gedanken in die Richtung verschwendet.
Daher DANKE das Du es aufklärst!
JesS
Tanja Ton
7. Februar 2017 at 15:21Hallo. Habt ihr schon erste Erfahrungen mir dem Nahrungsergänzungsmittel machen können? Danke
Daniela
7. Februar 2017 at 15:38Liebe Tanja,
ja haben wir – wollte grad einen Artikel dazu schreiben 🙂 wird in den nächsten Tagen online gehen!
LG Daniela
Daniela
8. Februar 2017 at 07:39Ist online liebe Tanja 🙂
Micha
13. Februar 2020 at 06:54Hallo, leider finde ich deinen Erfahrungsbericht mit Omega 3 nicht.
Die Verlinkung klappt nicht. Ganz liebe Grüße
Andy
17. Oktober 2017 at 09:21Danke für diesen tollen Beitrag. Mein bester Freund leider darunter und wurde nicht behandelt. Leider ist er schon 35 Jahre Alt. Ich würde ihn sehr gerne helfen.
Lg
Andy
Leonie
12. Juni 2019 at 07:27Hei
Ich bin 14 Jahre jung und bei mir wurde vor ca. 3 Jahren ADS diagnostiziert. Ich nehme zur Zeit Medikamente da ich mich sonst nicht konzentrieren kann, aber auch mit fällt es mir schwer. Ich fand deinen Artiket sehr spannend und aufschlussreich, dennoch habe ich eine Frage.
Ist nicht ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/hyperaktivitätssörung) wenn die Kinder „zappelig“ sind und sich nicht konzentrieren können ect. und ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) wenn Kinder sich schlecht konzentrieren können, also ADS ist doch schon ohne Hyperaktivität, oder nicht?
LG Leonie
PS: Ich entschuldige mich schon mal für die eventuellen Schreibfehler, Rechtschreibung ist nicht meine stärke. Aber ich habe mir mühe gegeben:)
Ich würde micv über eine Antwort auf meine Frage sehr freuen;)
Daniela
17. Juni 2019 at 15:10Hey Leonie,
es gibt verschiedene Formen von ADS / ADHS und unsere Tochter hat das „Träumerchen“ Syndrom.
Sie ist eher ruhig und in sich gekehrt, sehr skeptisch und ängstlich.
Frag doch mal bei deinem Arzt nach, der kann das sicher noch besser erklären als ich 🙂