Erst ist das Schreiben nach Gehör das Nonplusultra und plötzlich wird wieder alles in Frage gestellt. Das soll mal einer verstehen oder? Ich persönlich halte nicht viel vom Schreiben nach Gehör, aber woher kommt der plötzliche Sinneswandel bei den Schulen bzw. dem Schulministerium?
Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen
Was mir garnicht klar war ist, dass jedes Bundesland für sich selbst entscheiden kann wie das Fach Deutsch bzw. die deutsche Rechtschreibung unterrichtet werden soll. In Hamburg und Baden-Württemberg ist das Schreiben nach Gehör z.B. verboten und es wird wieder „oldschool“ unterrichtet. Bei den Lernmethoden herrscht also didaktische Freiheit und jeder kann machen was er will, ein Verbot nach Erlass ist aber genauso machbar. Warum frage ich mich? Warum herrscht hier keine Einigkeit zwischen den Bundesländern? Warum kann sich nicht jeder an eine bestimmte Lernmethode halten und alle an einem Strang ziehen? Hü oder Hott?
Schreiben nach Gehör – Langzeitschäden
In unsere Agentur flattern regelmäßig Bewerbungen ein und kaum geöffnet, fallen mir die Langzeitschäden des Schreibens nach Gehör auf. Man merkt einfach sofort, wer nach diesem Konzept unterrichtet wurde. Ihr glaubt garnicht, was wir schon alles zu lesen bekommen haben bzw. versucht haben zu lesen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Schreiben nach Gehör die falsche Lehrmethode ist. Klar – den Kindern macht es spaß und es mag auch den Schreibfluss fördern. Aber wenn die Kinder 2 Jahre lang davon ausgehen, es ist vollkommen richtig „Ferd“ statt „Pferd“ zu schreiben, ist das einfach drin. Wenn dann einer kommt und plötzlich sagt: das schreibt man aber mit „P“ am Anfang, nehmen die Kinder es zwar zur Kenntnis, setzen es aber nicht unbedingt um.
Und genau hier liegt die Krux in der Geschichte ums Schreiben nach Gehör. Die Kinder dürfen 2 Jahre lang schreiben wie sie es hören und sollen dann ihre eigenen Fehler erkennen und korrigieren!? Funktioniert auch mit Rechtschreibregeln nicht unbedingt. Sie sind halt fest davon überzeugt, dass es richtig ist wie sie es 2 Jahre lang geschrieben haben. Es werden zwar nach- und nach Rechtschreibregeln eingeführt trotzdem ist es aber sehr schwierig für die Kinder, diese Regeln umzusetzen und die korrekte Schreibweise anzuwenden. Das sehe ich an den Bewerbungsschreiben die regelmäßig bei uns ankommen.
Schulministerium lenkt ein?
Scheinbar klingelt es jetzt auch in der Politik, denn plötzlich möchten die einzelnen Bundeländer diese Lernmethode überprüfen und ggf. einen Erlass herbeiführen!? Hm – ich frage mich, warum das so lange dauern musste? Wahrscheinlich sind dort auch Bewerbungen eingegangen, bei denen man das Schreiben nach Gehör klar erkennen konnte 🙂 ? Oder liegt es an den immer schlechter werdenden Pisa-Studien? Ich weiß es nicht! Leider kommt es für uns zu spät, denn in diesem Jahr bzw. zum Einschulungsjahr 2017 wird es wohl nichts mehr mit dem „Aus“ fürs Schreiben nach Gehör in NRW. Schade aber auch, denn dann wäre zumindest unserer Lisi diese Lernmethode erspart geblieben.
Zumindest steht die neue nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) dem „Schreiben nach Gehör“ für Grundschüler ebenso skeptisch gegenüber wie ich und sagt offen, dass sie keine Freundin dieser Methode ist. Und damit hat sie direkt Sympathiepunkte bei mir gesammelt. Ich bin gespannt was nun passiert und würde mich ehrlich gesagt sehr freuen wenn das Schreiben wieder so gelehrt würde, wie ich es früher auch gelernt habe.
Aus Fehlern lernt man
Ich werde allerdings bei Lisi nicht den Fehler machen und stillschweigend daneben sitzen, wenn sie komplett falsche Wörter aufschreibt. Den Fehler habe ich einmal gemacht und aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Diesmal werde ich mir was überlegen ihr unterschwellig das richtig geschriebene Wort „einzutrichtern“. Wie macht ihr das denn? Und was haltet ihr von diesem Thema bzw. den Überlegungen das Schreiben nach Gehör in die Tonne zu schmeißen?
Sabrina
10. August 2017 at 22:16Ich hab das von meiner Cousine übernommen, ihre Tochter hat auch mit den Krux gelernt und hat dennoch eine 1a Rechtschreibung. Sie ist immer hin und sagte „Ja das ist so nach Gehör geschrieben, aber wir erwachsenen schreiben das so…“ und hat es ihr dann eben daneben geschriebenen. So war dieses „Nein das ist falsch“ nicht gegeben.
Ich habe auch so gehofft das sie das Abschaffen, wir haben hier noch eine beklopptere sache. Graf Orthos Rechtschreibwerkstadt, wo man zu erst nur die „wichtigsten“ Buchstaben. C, Q, V, Y und X wurden einfach weggelassen! Selbst im Anlautrap! Glaub mal… es war schwer dem kind zu erklären das nach dem B noch das C kommt und nicht das D. Jetzt im Zweiten sind dann Au, Ei, Eu, Ä, Ö, Ü, Sch, Sp, St dazugekommen.
Immer noch nicht die „unwichtigen“ Buchstaben. ß kennt er auch nicht. Finde das Konzept so schlimm.
Hatte die Hoffnung dass es nun (er macht die 2. nochmal, haben ihn zurückgestellt) geändert wird. Leider nein… Hier in Oberhausen macht es sogar jede Schule anders… genauso wie jede Schule selber entscheiden kann wann die erste Stunde beginnt… in NRW darf die erste Stunde um 7:30-8:30 anfangen. naja…
alles Mist, was auf Kosten unserer Kinder experimentiert wird. Davon mal ab, dass meiner noch diese dämliche Ausgangsschrift lernt statt Druckbuchstaben und Schreibschrift….
Kerstin
11. August 2017 at 17:25Gar nix halte ich davon. Warum falsch lernen und dann richtig. In meinen Augen absoluter Schwachsinn. Das hat sich sicher wieder einer einfallen lassen, der keine Kinder in dem Alter hat. Mit gesundem Menschenverstand ist das nicht nachvollziehbar. Ich finde sowieso, das es ein einheitliches Schulsystem geben sollte. Dieses „jeder macht seinen Kram“ finde ich nicht gut. Hoffentlich tut sich da bald mal was. Liebe Grüße Kerstin
Nadine
12. August 2017 at 05:51Hier in BW, wird das auch so gemacht. Aber wir haben von Anfang an zu Hause das Richtige drunter geschrieben. Und die Kleine (konnte bei der Einschulung schon lesen und schreiben) hat von Anfang an gefragt, wie etwas geschrieben wird. Ich finde es also nicht so schlimm…