Der erste Kaiserschnitt ist jetzt fast 11 Jahre her – Wahnsinn, wie schnell die Zeit doch vergeht. Eigentlich ist das ja auch garnicht mehr unbedingt mein Thema, aber da der April im Zeichen des Kaiserschnitts steht und ich wirklich was zu erzählen hab dachte ich, besser spät als nie. Und so kommt heute meine Kaiserschnitt Erfahrung. Nicht auf dem silbernen Tablett und auch nicht „schön“, dafür aber offen und ehrlich und mit ein bisschen Extra-Wissen gespickt.
Der erste Kaiserschnitt – völlig ungeplant!
Ich erinnere mich noch ganz genau – es war der 28. Mai im Jahr 2008. Ich rief meine Hebamme an und sagte ihr, dass ich mir vorstellen könne, einen Blasensprung zu haben. Irgendwas war nämlich komisch und anders. Als sie dann kam und feststellte, dass es wirklich Fruchtwasser ist, sind wir gemeinsam ins Krankenhaus. Ich hatte mir extra eine Beleg-Hebamme „gebucht“, weil ich eine vertraute Person für meine Geburt haben wollte. Im Krankenhaus angekommen, lief es dann aber doch völlig anders als geplant.
Aus der normalen Geburt wurde doch ein Kaiserschnitt
Mein Mann und ich waren voll auf eine „normale“ Geburt eingeschossen. Im Krankenhaus wurde dann aber festgestellt, dass meine Entzündungswerte schon sehr hoch waren und unsere Tochter nicht tief genug ins Becken gerutscht war. Da es jetzt aber schnell gehen musste, riet meine Hebamme mir dazu, mich mit dem Gedanken eines Kaiserschnittes anzufreunden – und zwar schnell! Und so ging dann auch alles sehr schnell und die Beleghebamme hatte Feierabend. Naja nicht ganz, sie hat unsere Tochter in Empfang genommen, aber den Kaiserschnitt selbst hat natürlich das Ärzte-Team des Krankenhauses durchgeführt.
Uns wurde erklärt, dass es vom Schnitt bis zur Geburt nur wenige Minuten dauert und ich nun eine PDA bekommen würde. Die PDA war echt unangenehm, denn man musste sich so weit es ging nach vorne beugen. Und das mit einem dicken Babybauch! Die Wirkung setzte sehr schnell ein und damit auch meine Panik. Zum Glück lag ich schon, sonst wäre ich vermutlich umgekippt. Ich war so aufgeregt!
Doch nicht so einfach!
Dann ging es los und obwohl man betäubt ist, merkt man schon, dass jemand an einem „arbeitet“. Man weiß auch ganz genau, was das gerade gemacht wird. Natürlich hat man keine Schmerzen, aber man weiß schon, was abgeht. Und dann wurden plötzlich alle ganz hektisch und es kamen immer mehr Leute in den OP. Von unten wurde gezogen und von oben gedrückt. Zum Schluss saß sogar jemand auf mir drauf und schob von oben nach unten! Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. Es dauerte auch deutlich länger, als ein paar Minuten. Doch dann endlich, hörten wir sie schreien und die Ärzte kamen mit unserer Tochter hinterm Vorhang empor.
Nach dem Kaiserschnitt musste ich noch eine ganze Weile ohne meinen Mann im OP bleiben. Das fand ich richtig ätzend! Doch es musste ja alles wieder zugenäht und versorgt werden. Für mich ein großer Nachteil am Kaiserschnitt. Während mein Mann schon mit dem Baby im Arm kuscheln konnte, lag ich noch auf dem OP Tisch. Alles in Allem hat das glaub ich so knapp 20 Minuten gedauert. Dann wurde ich in den Kreißsaal zurück geschoben, in dem alle auf mich warteten.
Meine Hebamme erklärte uns dann, dass unsere Tochter sich regelrecht verkeilt hatte in meinem Becken und die Ärzte deswegen ihre Probleme hatten. Das war also der Grund, weswegen es doch nicht so schnell ging und plötzlich alle etwas panisch wurden. In diesem Moment wurde mir auch klar, dass es die absolut richtige Entscheidung war, sich für den Kaiserschnitt zu entscheiden. Dieses Problem unter wäre einer normalen Geburt sowieso im Not-Kaiserschnitt geendet und dann hätte ich garnichts von der Geburt mitbekommen. So habe ich wenigstens alles mitbekommen, denn ich war ja nur vom Bauchnabel herunter betäubt.
Große Probleme nach der Geburt
Probleme beim Baby
Nach der Geburt begann für uns als frisch gebackene Eltern der größte Horror, den wir uns je hätten vorstellen können. Unsere süße kleine Tochter hat von morgens bis abends geschrien. Und sie hatte ein Organ, dass man sie am Tag der Geburt bis auf den Krankenhaus Parkplatz hören konnte. Unsere Hebamme riet uns dazu, einen Osteopath aufzusuchen und das haben wir dann auch getan. Knapp 3 Monate nach der Geburt war es endlich soweit.
Kaiserschnittkindern fehlt erste Entwicklungsschub
Die Osteopathin erklärte uns, dass Kaiserschnittkindern der erste Entwicklungsschub fehlt. Unter der natürlichen Geburt passiert nämlich etwas ganz Entscheidendes. Während sich bei der normalen Geburt das Kind durch den Geburtskanal presst, schieben sich die Schädelplatten des Babys einmal kurz zusammen bzw. ineinander. Dieser Schritt fehlt logischerweise bei einem Kaiserschnitt. Die Osteopathin hat also die natürliche Geburt mit unserer Tochter nachgestellt und man konnte richtig beobachten, wie unsere kleine Maus sich drehte und wendete. Das war wirklich beeindruckend zu sehen und offenbar fehlte ihr das tatsächlich. Ich kann das so ganz genau garnicht erklären, aber wenn ihr Probleme nach einem Kaiserschnitt haben sollte und euer Baby ungewöhnlich viel schreit, solltet ihr einfach mal vorstellig werden bei einem guten Osteopathen.
Danach wurde es deutlich besser! Sie weinte immer weniger und man merkte ihr förmlich an, dass es ihr besser ging. Diesen Besuch werde ich nie vergessen, denn das war wirklich ein magischer Moment für uns.
Probleme bei Mami
Nach dem Kaiserschnitt hatte ich wirklich lange große Schmerzen. Besonders beim aufstehen und umdrehen im Bett. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich wieder auf den Beinen war. Die Narbe selbst hat zwar keine allzu großen Probleme gemacht. Aber ich brauchte einfach sehr lange, um meinem Baby ganz allein gerecht werden zu können.
Stillen war auch ein großes Problem. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper noch garnicht auf Stillen eingestellt war. Der Milcheinschuss von dem alle immer redeten hat bei mir nicht stattgefunden. So haben ich es knapp 6 Wochen versucht und quasi Dauergestillt. Morgens angefangen und dann den ganzen Tag über immer und immer wieder gestillt. Als dann das Gewicht stagnierte, habe ich es endgültig drangegeben. Ich glaube fest, dass es am Kaiserschnitt lag. Der Körper hat vergessen, die entsprechenden Signale zu senden. Bei einer normalen Geburt stellt der Körper sich darauf ein. Der Kaiserschnitt ist eine OP und in keinster Weise Signalgebend für den mütterlichen Körper.
Der 2. Kaiserschnitt, 3 Jahre später
3 Jahre später kam Lisi zur Welt und da es bei der ersten Geburt die besagten Probleme gab, war es bei Lisi von vornherein ein geplanter Kaiserschnitt. Der 08.08.2011 sollte es sein und ich konnte es selbst kaum glauben, aber als ich schon betäubt auf dem Bett zum OP lag, hatte ich tatsächlich noch einen Blasensprung. Offenbar wäre sie an dem Tag so- oder so gekommen.
Beim zweiten Kaiserschnitt war alles ganz anders! Ich war viel schneller wieder fit und auch die Betäubung selbst lies viel schneller nach. Witzig ist, dass sowohl beim ersten, als auch beim zweitem Kaiserschnitt Rücksicht auf mein Tattoo genommen wurde. Ich habe ein riesiges Tattoo am Bauch, was bis zum Schambereich herunter geht, und die Ärzte haben den Schnitt extra unter der letzten Spitze des Tattoos gesetzt. Soviel Rücksichtnahme hätte ich garnicht erwartet und ehrlich gesagt wäre es mir auch total egal gewesen. Aber das war schon nett.
Alles in allem kann man echt sagen, dass der zweite Kaiserschnitt viel problemloser und harmonischer verlief. Ich hatte danach kaum Probleme und da wir auch mit Lisi direkt zur Osteopathin gegangen sind, hatte auch sie keine Probleme nach der Geburt. Gestillt habe ich zwar bei der zweiten Geburt garnicht erst, doch das muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei mir hatte es nur schlechte Erinnerungen hinterlassen und ich wollte mich diesem Streß diesmal garnicht erst aussetzen. Und das war auch genau die richtige Entscheidung! Man sollte immer auf deinen Bauch und sein Herz hören.
Ob mir jetzt was fehlt?
Ganz ehrlich, nein! Ich hatte ebenso eine Geburt wie jede andere Frau. Ganz egal ob Kaiserschnitt oder natürliche Geburt, beides ist mit Schmerzen verbunden und beides führt zum gleichen „Ergebnis“. Manchmal ist es eben nicht anders machbar und man sollte sich nur wegen dem Weg der Geburt keine Vorwürfe machen. Alles im Leben hat seinen Sinn und wie man bei mir gesehen hat, wäre die erste Geburt in einer Katastrophe geendet, wäre sie „natürlich“ gewesen. Ich habe 2 gesunde Kinder zur Welt gebracht und wie die beiden zur Welt gekommen sind, interessiert heute niemanden mehr.