Sollte man sich als Eltern einmischen und einen Streit schlichten? Eigentlich gibt’s von mir hier ein klares „NEIN“ aber dann kommen Situationen, die dieses „nein“ mächtig durcheinander würfeln.
Die Situation
Wir haben Nena letztes Jahr in der Grundschule zurückstellen lassen. Das hatte mehrere Gründe und wir waren mit der Entscheidung mehr als zufrieden. Alles wurde besser! Sie konnte sich wieder entspannen, hatte wieder Spaß an der Schule und begann neue Freundschaften zu schließen. Alles super!
Doch seit ca. 3-4 Monaten kriselt es gewaltig, denn mit einem Mädchen aus ihrer Klasse gerät sie immer wieder aneinander. So heftig, dass sie am liebsten nicht mehr zur Schule gehen würde und sich sogar Krankheiten ausdenkt. Bei dem anderen Mädchen ist es genau das gleiche. Manchmal ist es auch so schlimm, dass sie wirklich weinend ins Auto einsteigt und ich sie kaum beruhigen kann. So kenne ich unsere Tochter garnicht und es zerreißt mein Mutterherz.
Der Weg über die Lehrer
Also habe ich zunächst den Weg über die Klassenlehrerin gesucht. Sie hat sich immer wieder mit den beiden hingesetzt und versucht Lösungen zu finden. Dann klappt es auch mal tageweise und plötzlich knallt es dann wieder. Die beiden sind sich einfach zu ähnlich und beide vergreifen sich schnell im Ton. So ist der Zickenkrieg vorprogrammiert!
Die Klassenlehrerin tut mir fast schon leid, denn sie muss sich die kleinen Streithähne immer wieder vorknöpfen und nur wenige Tage später geht’s wieder von vorne los. Wer nun schuld ist oder nicht ist mir da eigentlich total egal. Ich möchte einfach das es aufhört und meine Tochter wieder gerne zur Schule geht. Es muss ja schließlich einen Grund geben, weswegen es da immer wieder knallt.
Die Folge: Schlechte Noten & Nervosität
Auch die Noten verschlechtern sich wieder und plötzlich schreibt sie wieder eine 4 nach der anderen. Ich merke auch, wie Nervös sie wieder ist, denn sie entwickelt immer wieder neue Tics. Ich weiß natürlich nicht, ob da ein Zusammenhang besteht, aber es könnte durchaus sein und somit ist es nun eine Situation, die einfach mein handeln als Mutter verlangt – finde ich. Ich kann nicht länger einfach zusehen, wie alles den Bach runter geht. Ich muss etwas tun!
Also habe ich den Kontakt zur Mutter des anderen Mädchens gesucht und sie zu uns nachhause eingeladen. Sie sieht das Ganze genau wie ich und würde ebenfalls gerne helfen bzw. vermitteln. Vielleicht schaffen wir es ja gemeinsam, diesen Streit ein- für allemal aus der Welt zu schaffen. Dabei geht es garnicht darum das die beiden beste Freundinnen werden, sie sollen sich einfach gegenseitig leben lassen oder aus dem Weg gehen. Das muss doch zu schaffen sein, es sind ja keine „Babys“ mehr.
Die Lösung: Ein gemeinsames Treffen
Wir setzen uns an einen Tisch und sprechen über die Sache, zusammen mit der Mutter des anderen Mädchens. Es geht hier absolut nicht darum den beiden eine Ansage zu machen, ganz- und garnicht. Ich habe mich also im Netz auf die Suche gemacht, wie man so eine Streitsituation als Erwachsener am besten klärt. Dabei bin ich auf „die Friedenstreppe“ gestoßen. Klingt fast schon nach der stillen Treppe 😉 aber die Ansätze sind super finde ich. Ich führe sie hier einmal auf:
- Jeder darf erzählen: nacheinander und ohne, dass der andere reinredet oder unterbricht
- Wiederholen: Die Streithähne wiederholen nun, was sie vom anderen gehört bzw. verstanden haben
- Lösungen sammeln: Vorschläge zur Lösung der Probleme sammeln und am Ende auf einen gemeinsam Plan einigen
- Vertragen: Die Lösung ist gefunden und es darf sich die Hand darauf gegeben werden
Das klingt für mich nach einem guten Plan bzw. einer guten Herangehensweise, oder? Ich hoffe natürlich, dass es auch genauso klappt. Aber so haben wir als Mütter jedenfalls die Möglichkeit das Gespräch zu steuern, denn so ganz ohne Anweisung wird es evtl. schwierig. Aber genau dafür sind wir als Eltern doch da! Ich hoffe wirklich, dass wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen und diese auch auf Dauer funktioniert. Vielleicht hilft es ja auch schon, einfach mal außerhalb der Schule miteinander zu reden.
Drückt uns die Daumen!
Es hat geklappt!
Und was soll ich euch sagen, es hat geklappt! Und zwar besser als überhaupt gedacht. Die Mädels waren beide ganz ruhig und auf Anhieb versöhnlich gestimmt. Sie sind beide schnell etwas harsch im Ton und meinen es eigentlich garnicht so. Im Grunde könnten sie, was das angeht, echt Schwestern sein. Und so haben wir diesen Konflikt schneller geschlichtet als gedacht und siehe da, die Mädels haben sich die Hand gegeben, einmal gedrückt und sogar noch ne Runde zusammen gespielt.
Ich finde, man darf sich einmischen! Aber eben nicht in der Art das man meckert oder jemandem ne Ansage verpasst, sondern indem man ganz ruhig bleibt und einfach versucht zu vermitteln. Es war ein sehr positives Erlebnis für beide, da bin ich mir ganz sicher und vielleicht schaffen sie es ja jetzt, die Konflikte (die es sicher auch weiter geben wird) selbst zu lösen. Sie wissen jetzt, dass der Ton eigentlich garnicht böse gemeint ist und ich bin echt gespannt, was die beiden daraus machen.