Grundschule

Schraiben nach gehöa is dof

Filzstifte radierbar

Schraiben nach gehöa is dof: Aus Pferd wird Fert, aus Fisch wird Füsch und aus Fahrrad wird Farat, mal ganz abgesehen davon, dass alles an Klein- und Großbuchstaben miteinander gemixt wird – und warum? Weil wir es so aussprechen verdammt! Wer spricht denn z.B. bei Fisch das „i“ schon aus? Das wird einfach zum „ü“ und davon kann sich niemand frei sprechen. Und trotz dieser Tatsache, dass man total anders spricht, als man schreibt, hat ein schlauer Mensch sich überlegt, dass „Schreiben nach Gehör“ einzuführen? Und ja, ich weiß, dass es eigentlich anders heißt. Das ändert nur nicht viel und den meisten ist es eben als Schreiben nach Gehör bekannt.

Leute, wer hat sich das einfallen lassen und vorallem warum? War es denn so schlecht, mit der Fibel bewaffnet das Schreiben und Lesen zu lernen? Ich denke nicht, denn mittlerweile haben fast alle Bundesländer wieder auf „oldschool“ zurückgerudert. Fast alle! Leider wohnen wir in NRW und hier wird das Schreiben nach Gehör nach wie vor unterrichtet.

Warum bloß?

Eine totale Katastrophe für viel Eltern und Kinder, eingeschlossen uns. Es mag Kinder geben, die gut damit klar kommen und nach Einführung der Rechtschreibregeln fehlerfrei schreiben. Ich würde aber mal behaupten, dass es in Prozent gesprochen mehr sind, die nicht damit klar kommen, als die, die damit klar kommen. Meine Kinder gehören zu denen, die den Switch von „Schreiben wie ich will“ zu „jetzt gibt’s aber Rechtschreib-Strategien“ nicht mitgeschnitten haben. Naja oder nur bedingt! Denn wenn man die falsche Schreibweise erst einmal drin hat ist es sehr schwer, die Kinder davon zu überzeugen, dass es doch nicht so richtig ist.

Wenn man nämlich im ersten Schuljahr so schreiben darf wie man es hört und dann plötzlich jemand kommt und sagt, also Nomen werden aber groß geschrieben und manchen Wörter eben doch ganz anders als du sie hörst, bringt das die Kinder total durcheinander. Und spätestens dann wird der Schreibfluss, der ja durch das Schreiben nach Gehör gefördert werden soll, doch unterbrochen. Also warum nicht direkt richtig?

Stellt euch mal vor…

So – und jetzt stellt euch einfach mal vor, wir würden so sprechen wie wir schreiben. Probiert es doch einfach mal aus und sprecht jedes Wort so deutlich aus, dass ihr es richtig aufschreiben könntet. Wer spricht denn so? Das ist ja richtig anstrengend.

Schreiben nach Gehör im Alltag

Wir selbst führen ein Unternehmen in dem in regelmäßigen Abständen Bewerbungen eingehen. Und ich hatte noch keine einzige Bewerbung in den Händen, in der alles richtig geschrieben war. Selbst bei Abiturienten oder Studierten findet man diese Fehler und weiß sofort: ah, der oder die hat Schreiben nach Gehör gelernt. Und daran sieht man wieder einmal, dass man noch so schlau sein und studiert haben kann, die Rechtschreibung ist durch die Bank auf der Strecke geblieben. Meine Bloggerei wäre ganz schön kompliziert (oder auch spannend), wenn ich diese Rechtschreibstrategie gelernt hätte. Zum Glück gibt’s T9 und die Autokorrektur.

In der 4. Klasse wird’s eng

So und jetzt ist unsere Nena mit ihrem Schreiben nach Gehör in der 4. Klasse und man sollte doch meinen, dass es langsam mal besser wird. Vielleicht gehört unsere Tochter hier auch zu den ganz untalentierten, aber das glaube ich nicht mal. Sie schreibt noch immer ein totales durcheinander und oft muss ich wirklich überlegen, was genau sie damit sagen will. Und wenn ich dann an den Schulwechseln im nächsten Jahr denke, wird mir ganz schlecht. Wie soll sie in diesem letzten Schuljahr diese ganzen Rechtschreib-Strategien noch in ihren Kopf bekommen, wenn sie teilweise sogar noch nicht mal erkennt, welches Wort nun groß und welches klein geschrieben wird. Mir ist das wirklich ein Rätsel!

Ein Appell an die Bildungsminister bzw. das Schulministerium in NRW

Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass wenigstens unsere Lisi von diesem Schreiben nach Gehör verschont bleibt, doch auch sie lernt es noch. Ich hoffe wirklich sehr, dass unsere Bildungs-Minister und unsere Schulminister endlich auch wach werden und was ändern. Brandenburgs Bildungsminister haben das Schreiben nach gehör verboten, warum nicht auch unsere Bildungsminister?

Ihr könnt doch die Augen nicht weiter davor verschließen? Auch wenn es die Auto-Korrektur gibt und viele Fehler automatisch weggezaubert werden, unterm Strich bleibt es einfach auffällig schlecht. Also bitte werdet endlich wach und findet zurück zur ursprünglichen Lehr Form, ihr tut uns als Eltern und vorallem unseren Kindern einen großen Gefallen damit.

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3 Kommentare

  • Avatar for Daniela
    Reply
    Bina
    30. Oktober 2018 at 17:12

    So liebe Daniela,
    Du hast ja dazu aufgerufen hier zu schreiben!
    Also Schreiben nach Gehör ist für mich, die noch Old-School gelernt hat, ist es nur furchtbar!
    Ich befürchte, unsere Minister haben auf das kuriose Internet gehofft (das ja leider auch nicht mehr weg geht), so dass wir alles mit Emojis regeln können. Hat leider nicht geklappt! Schade!

    Ich sehe es auch bei jedem Azubi, Trainee oder dualen Studenten, der meinen Bereich im Büro durchläuft! Alles wissen, nur nicht schreiben können!

    Ich habe Glück, in BW wurde wieder umgestellt und mein Großer kommt erst nächstes Jahr in die Schule!

    Ich drück Dir die Daumen, dass es Deine Kids irgendwann hinkriegen!

    In diesem Sinne

    • Avatar for Daniela
      Reply
      Daniela
      30. Oktober 2018 at 17:45

      Genau ;-))) alles auf Emojis wäre ne Option gewesen…versuchen ja auch viele Teenies 😉

      Ich glaub die Minister haben dabei garnichts gedacht. Vielleicht ist das ja aus einer Laune heraus entstanden. Verstehen kann man es jedenfalls nicht.

      Sei froh, dass es bei euch schon umgestellt wurde.

  • Avatar for Daniela
    Reply
    Silvia
    17. April 2019 at 15:02

    Dieser Trend ist leider mittlerweile auch bei uns in Italien angekommen. Seit wenigen Jahren wird hier auch so unterrichtet und finde es echt doof. Während in Deutschland das Schreiben nach Gehör in einigen Bundesländern wieder abgeschafft wird, wird es hier vielerorts eingeführt. Traurig aber wahr!

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