Mobbing-Update: Vor einigen Tagen habe ich euch von unserer Tochter und dem Thema Mobbing erzählt, erinnert ihr euch? Jetzt gibt’s Neuigkeiten und zwar gute! Der Schulleiter hat sich dem Thema angenommen, die beiden Streithähne zu sich gerufen und eine Mediation mit ihnen durchgeführt bzw. begonnen. Mediation? Ja, ich musste das Wort auch erst googeln.
Was ist eine Mediation?
Übersetzt bedeutet Mediation: professionell zwischen Konfliktsituationen vermitteln! Wieder so ein neues Wort, mit dem niemand was anfangen kann oder? Aber professionell zwischen Konfliktsituationen vermitteln klingt gut und auch, dass es eine außenstehende Person durchführt. Denn wir als Mamis hatten es ja bereits versucht und auch die Lehrerin scheint zu involviert zu sein. Also „Feuer frei“ und auf in Mediationsrunde 1.
Nach der ersten Mediation!
Als ich Lisi am Tag der Mediation von der Schule abholte (sie hat früher Schulschluss als ihre große Schwester), kam Nena mir freudestrahlend entgegen gerannt (in der Pause). Als ich dann fragte, wie die Sitzung mit dem Schulleiter gelaufen sei meinte sie nur, gut und dass sie keine Zeit habe, denn sie müsse mit ihrer Freundin spielen. Die Freundin ist genau die, mit der sich bis vor wenigen Stunden noch im Clinch lag. Ok dachte ich, scheint die Mediation erfolgreich gewesen zu sein.
Nach der Schule habe ich sie dann aber noch einmal genauer befragt und sie kramte erstmal einen Friedensvertrag aus dem Ranzen. Den hätte sie zusammen mit dem anderen Streithähnchen unterschrieben und vereinbart. Dann hat sie mir noch ein wenig davon erzählt, dass sie sich gegenseitig zugehört haben ohne einander zu unterbrechen und das sie am Ende diesen Vertrag aufgesetzt haben. Das klingt doch prima!
Was genau passiert bei der Mediation?
Nachdem es ja offenbar sehr gut gelaufen ist mit der Mediation wollten wir als Eltern natürlich auch wissen, wie der Schulleiter es nun geschafft hat den großen Streit gemeinsam mit den Kindern beizulegen. Also haben wir uns die Sache mit der Mediation mal erklären lassen.
Reden & Ausreden lassen
Zunächst dürfen beide Kinder erzählen und zwar so, dass der andere zuhört und nicht reinreden darf. Das hatten wir ja hier bei uns Zuhause auch versucht und das hat auch hier ganz gut geklappt. Jedes Kind hat ein Namenskärtchen vor sich auf dem Tisch stehen. Nicht weil sie sich nicht kennen würden, sondern weil das später eine große Rolle spielt. Dann ging es darum wer anfangen soll und unserer Tochter wurde der Vortritt gewährt (also das andere Mädchen hat ihr den Vortritt überlassen). So konnte jeder einmal erzählen, was er doof fand und in welchen Situationen er sich unwohl fühlte. Natürlich hat der Mediator hier eine führende bzw. begleitende Rolle und wenn es mal hakt, fühlt er nach bzw. versucht noch mehr Informationen heraus zu kitzeln.
Rollenwechsel
Ein ganz spannendes Thema ist das Thema „Rollenwechsel“, denn im Verlauf der Mediation tauschen die Kinder die Rollen. Jeder darf nun in die Rolle des anderen schlüpfen, natürlich mit den Sorgen und Problemen im Gepäck des jeweils anderen. Und das ist wirklich beeindruckend, denn wenn man über sich aus der anderen Perspektive hört, ist das so ähnlich als würde man einen Spiegel vorgehalten bekommen. Wir Erwachsenen wären wohl kaum in der Lage ein Streitgespräch so zu führen, die Kinder können das aber ganz gut.
Friedensvertrag gemeinsam ausarbeiten
Am Ende der Mediation (ich habe jetzt nicht jeden einzelnen Schritt genau ausgeführt) steht der Friedensvertrag. Dieser bildet die Grundlage der weiteren Arbeit, denn auf diesem Vertrag stehen Vereinbarungen die beide sich gemeinsam überlegen. Das sind für uns Erwachsene ganz banale Dinge, für die Kinder aber wiederum sehr wichtige Anliegen. Am Ende der Mediation müssen beide Kinder diesen Friedensvertrag unterschreiben und verpflichten sich damit auch dazu, die Regeln dieses Vertrages einzuhalten.
Nachfolge-Termine
Natürlich ist es in der Regel nicht mit einem Gespräch bzw. einer Mediation getan. Doch bei uns ist es tatsächlich bisher so, dass die beiden Streithähne auf einmal fast „best Friends“ sind. Das wird sicher nicht immer so bleiben und wenn es dann mal wieder „knallt“, kann aktiv weitergearbeitet werden. Bis dahin gibt es einen regelmäßig wiederkehrenden Termin, bei dem kurz besprochen wird wie es gelaufen ist. Ich bin gespannt ob sich das Problem nun für immer verabschiedet oder es wieder zu Konflikten kommt. Aber selbst wenn bin ich mir sicher, dass man es gemeinsam hinbekommt.